Letzte Woche hatte ich keine Zeit für meine wöchentliche Versenkung und der Kontaktaufnahme mit Dana, Göttin der Erde. Die Woche war turbulent, es gab unglaublich viel zu tun. Am Ende war ich froh, einfach nur ins Bett fallen zu können. Schlechtes Gewissen inklusive.
Immerhin habe ich den Göttern doch einen Eid geleistet. Ich bin für sie da, ich stehe für sie ein. Ich bin ein Neodruide, dessen Aufgabe es ist, ihr zu dienen. Und doch schaffe ich es nicht mal, mir Zeit für sie zu nehmen.
Gestern hat mir Dana in meiner Meditation ein Bild geschickt. Es war das Bild eines Füllhorns. Sie gab es mir in die Arme. Es war ganz leicht. Dann begann sie, es mit Obst zu füllen. Äpfel, Trauben, Hollerbeeren, aber auch Erdbeeren kamen hinein. Dann Spitzwegerich, Sauerampfer, verschiedene Getreide, Pflaumen, Kirschen und Steckrüben. Nach und nach wurde das Füllhorn schwerer und voller. Letztlich begannen sogar einzelne Getreidekörner und später dann ganze Steckrüben heraus zu fallen. Meine Arme wurden schwer. Dann begannen sie sogar zu zittern. Zum Schluss konnte ich das Füllhorn nicht mehr halten. Es fiel mir aus den Händen und alle heiligen Gaben landeten auf dem Boden.
Mein offensichtliches Scheitern bedrückte mich schwer. Dana aber sah mich an, lächelte und nickte. Dann kamen Tiere von überall her und begannen, sich am Festschmaus zu beteiligen.
Danas Lehre über den Irrtum, keine Zeit zu haben.
Mehrere Dinge wollte mir Dana damit sagen – das ist ganz typisch für sie. Denn alle Dinge haben viele Facetten. Eine Facette dieser Vision war das Füllhorn. Es sagte mir, dass ich meiner Aufgabe als Druide nachkomme. Ich empfange die Gaben der Götter und trage zur Ernte bei. Das bedeutet für mich, dass ich meine Arbeit für die Energien dieser Welt tätige. Eine weitere Ebene sind meine Arme. Ich kann nicht alles tragen, was ins Füllhorn müsste. So sehr ich mich bemühe, meine Kraft reicht nicht aus. Die dritte Ebene sind die Tiere. Sie nehmen die Gaben an, kümmern sich auf ihre Art um sie. Es ist also gar nicht schlimm, nicht alles tragen zu können.
Danas Konzept von Zeit ist ein ganz anderes als meines. Denke ich in Zeitabschnitten, so denkt sie in Zeitaltern. Deshalb sollten wir uns diesen Gedanken im Hinterkopf behalten, damit wir die Interpretation noch mal betrachten können:
Für sie gilt nur die das Ergebnis. Ich konnte das Füllhorn nicht halten. Ich hatte nicht ausreichend Energie dafür. Die Zeit mag eine Rolle spielen. Je länger ich wartete, desto voller wurde das Füllhorn. Und doch war es meine fehlende Kraft, meine fehlende Energie, die mich scheitern ließ.
Auf dieser Ebene verstehen wir uns auch. Denn ein Mangel an Energie gibt es immer und überall. Sie ist ja schließlich nie gleich verteilt. Und daher bekam ich auch wohl die Tiere mit gesandt. Dana sagte mir: Es ist in Ordnung, mal keine Energie zu haben. Das kenne ich.
Was ich daraus für mein weltliches Dasein mitnehme
Wenn wir an einem Projekt nicht mitmachen wollen, uns das Gespräch mit dem Nachbarn zu viel wird oder wir mehr Raum für uns brauchen, sprechen wir gern davon, dass wir keine Zeit haben. Dieser Spruch ist gemeinhin akzeptiert und wird – mal mehr, mal weniger – verstanden. Doch im sozialen Umfeld wird es dann schon schwierig. Hier poste ich in den sozialen Medien Kommentare über die neueste Staffel meiner Lieblingsserie. Dort erzähle ich von meinem neuesten Hobby. Und prompt gibt es Menschen, die nicht mehr gut auf mich zu sprechen sind. Warum? Nun, einerseits habe ich keine Zeit, um für sie da zu sein. Andererseits habe ich aber Zeit genug für Dinge, die nicht wichtig sind.
Andererseits finden es viele befremdlich, dass man sagt: „Mir reicht die Energie nicht!“. Da denkt jeder sofort an Burnout, was nichts anderes ist als eine Depression. Die richtige Wortwahl zu treffen kann hier also schwer sein. Ob ein „Das schaffe ich (heute) nicht!“ oder ein „Ich muss heute Abend meinen inneren Akku aufladen!“ besser ist, hängt von der Situation und den Leuten ab. Einfluss darauf, wie es dann ankommt, haben wir eh kaum. Dafür aber haben wir Einfluss darauf, wie wir das Handeln anderer sehen. Wenn ich selbst abgewiesen werde, kann ich umdenken.
Ein Beispiel
Nehmen wir das Beispiel von eben. Ich möchte, dass eine Bekannte an einem Tierschutzprojekt mit macht. Sie sagt, sie habe keine Zeit für so etwas. Dann aber sehe ich, wie sie im Netz postet, wie sie stundenlang shoppen war. Sehe ich die Zeit und die genaue Aussage von ihr, dann ärgere ich mich. Mache ich mir stattdessen aber klar, was sie mir eigentlich mitteilte, wird es einfacher für mich. Sie sagte mir nämlich nicht, dass sie keine Zeit hat. Sie sagte mir vielmehr, dass Ihre Akkus leer sind und sie keine Kraft für ein solches Projekt hat. Die Shopping-Tour lädt ihre Akkus wieder auf.
Diese Sichtweise hilft mir, mit meinen Mitmenschen entspannter umzugehen. Je genauer ich sie mir betrachte, desto mehr verstehe ich es. Viele Dinge, die mich an meinen Mitmenschen ärgert, dienen dazu, dass sie mit Ihrer Energie haushalten können. Dieses Wissen macht die Situationen zwar nicht einfach. Das Tierschutzprojekt aus dem Beispiel braucht weiterhin Hilfe. Aber es macht es mir selbst einfacher. Ich muss nämlich weniger Energie aufwenden, mich über meine Mitmenschen zu ärgern.
In diesem Sinne: Danke Dana für das Füllhorn!